Tages-Kommentare

Kategorie: Politik

Artikel zur Politik und aktuellen politischen Themen

  • Podcast: Verfassende Urteile

    Podcast: Verfassende Urteile

    Hier geht es zum Podcast.

    Hat etwas gedauert, aber hier ein neuer Podcast zu einem Buch, was ich gelesen habe. Hört einfach mal rein.

  • Die Mitte muss sich entscheiden – Für die Mitte

    Die Mitte muss sich entscheiden – Für die Mitte

    🧭 Der Mittelpunkt von Baden-Württemberg ist ein spannendes Thema – denn es gibt tatsächlich zwei verschiedene Mittelpunkte, je nach Berechnungsmethode:

    📍 1. Geografischer Mittelpunkt in Böblingen

    • Lage: Im Hörnleswald bei Böblingen

    • Koordinaten: 48° 39′ 43″ N, 9° 00′ 14″ E

    • Berechnung: Extremwertmethode – basiert auf den äußersten Punkten des Bundeslandes (Nord, Süd, Ost, West) und deren Mittelwert

    • Markierung: Seit 2017 durch eine Sandsteinstele gekennzeichnet

    📍 2. Schwerpunkt-Mittelpunkt in Tübingen

    • Lage: In einem Wäldchen namens Elysium, nahe dem Botanischen Garten

    • Berechnung: Schwerpunktmethode – stellt den Punkt dar, an dem die ausgeschnittene Landmasse von Baden-Württemberg ausbalanciert werden könnte A

    • Markierung: Ein 3 Tonnen schwerer Steinkegel mit 11,5° Neigung, symbolisch für die Erdachsenneigung

    Beide Orte sind als Ausflugsziele beliebt und bieten schöne Wanderwege. Du wohnst ja in Böblingen – der Hörnleswald ist also direkt um die Ecke.

    Das sagt mir Copilot zur Bestimmung des Mittelpunktes von Baden-Württemberg.

    Die Bestimmung der Mitte hängt von der Definition der Mitte ab. Das gilt auch für die Definition der politischen Mitte. Die Mitte ist ein Bereich zwischen Links und Rechts, aber die Grenzen sind fließend. In einem früheren Blog „worauf sich eine parteiübergreifende Mitte einigen könnte“ habe ich meine Sicht auf einige Grundpfeiler der Mitte beschrieben, die neue Bundesregierung ist seit dem Schreiben diese Blogs schon recht aktiv geworden, nicht immer mit Erfolg. In der Diskussion um die Ausrichtung der Politik und wie man die Mitte zurückgewinnen will, bekommt man den Eindruck, dass es vielleicht gar keine Mitte mehr gibt. Auch Robert Habeck hat sich ins seinen – wie ich finde – bitteren Abschiedsworten dahingehend geäußert.

    Gibt es die Mitte also nicht mehr, oder zumindestens nicht so viel Mitte wie bisher? Man könnte den Eindruck gewinnen. Wenn man die traditionelle Zuordnung von Parteien im links-rechts Spektrum als Grundlage nimmt, läßt sich an den Wahlergebnissen ablesen, das die Parteien der Mitte an Zustimmung verlieren, die Parteien am linken und rechten Rand aber gewinnen. In privaten Gesprächen in meinem Umfeld – meiner Blase – ist es noch nicht so ausgeprägt, in den Kommentaren in Zeitungen und den öffentlich/rechtlichen Medien polarisiert sich die Sprache allerdings schon, man ist für oder gegen Putin, für oder gegen Israel, Wehrpflicht, Bürgergeld, Schulden, Rentenreform, Steuererhöhungen, Klimawandel…

    Diese Äußerungen sind in erster Linie eine Positionsbeschreibung, die häufig mit einer Annahme über einen Konsens verknüpft ist. Das ist die Position der Friedenswilligen, der Humanität, der ökonomischen Notwendigkeiten, der sozialen Gerechtigkeit, der Vernunft, der wissenschaftlichen Einsicht… Ich habe schon zweimal eine offene Liste gekennzeichnet, mit der Interpunktion … Das soll eine Anregung zum Weiterdenken sein, oder aber auch ein Hinweis darauf, dass der Schreibende davon ausgeht, dass es genügend Beispiele gibt, um die Idee selbständig zu erfassen. Diese Offenheit ist im öffentlichen Diskurs immer seltener geworden, es gibt einen Zwang zur Eindeutigkeit. Die Verortung in der Mitte ist politisch häufig ein „sowohl-als-auch“, die Position mahnt zur Überlegung, bevor man sich für links oder rechts entscheidet. Jede Sachfrage kann für sich entschieden werden, ohne die Mitte wirklich zu verlassen. Eine solche Position der Positionierungsverweigerung wird von ideologisch geprägten Menschen verachtet. Dabei ist dieser Ansatz der Erkenntnis geschuldet, dass die Komplexität der heutigen Welt eben nicht durch eine geschlossene Ideologie erfasst werden kann. Ob sozial oder konservativ, links- oder rechtsradikal, von einer ideologischen Position aus betrachtet wird plötzlich alles erklärbar, einfach erklärbar. Fakten werden in den Kontext der zugrunde liegende Ideologie gestellt, als Beweis einer Position.

    So verlockend dies sein mag, es behindert den fairen Austausch von Argumenten. Wenn es eine Zeit der einfachen Erklärungen jemals gab, dann ist sie schon lange vorbei. Heutige Entscheidungen sind immer Entscheidungen unter Unsicherheit. Robert Habeck hat in seinem Kommentar zum Rückzug aus der Politik klargemacht, dass er im jetzigen politischen Umfeld keine Chance sieht, einen Diskurs unter Unischerheit zu führen. Angesichts der persönlichen Anfeindungen, die er erfahren hat, vielleicht verständlich. Wenn aber der politische Diskurs nur mit unbeirrter Ideologie-Gewissheit über einen unüberbrückbaren Graben geführt wird, dann haben wir bald Verhältnisse wie in den USA. Es muss möglich sein, sich in der Mitte verorten zu können, den Graben zu überbrücken. Notfalls muss man dafür das Risiko eingehen, seine Sichtweise und Position zu verändern. Das dies gesellschaftlich möglich ist, daran muss ich trotz des momentanen politischen Kulturverfalls glauben und es zur Grundlage meiner Diskurskultur machen.

  • Teil IV: Der Gaza-Konflikt – Israel und Deutschland, persönlich

    Teil IV: Der Gaza-Konflikt – Israel und Deutschland, persönlich

    Ich habe in der Grundschule versehentlich beinahe einen Mitschüler verletzt, eine große Turnmatte stürzte nach einer unbedachten Toberei von mir von der Wand direkt auf den Jungen. Das Geschrei in der Turnhalle und die Vorwürfe mir gegenüber waren groß. Im ersten Moment, als noch nicht klar war, wie schlimm es ist, schoss mir durch den Kopf, dass es allein meine Verantwortung war, wenn es schlimme Konsequenzen gegeben hätte. Ich erinnere mich, dass es im Umgang mit dem Jungen später immer eine merkwürdige Zwiespältigkeit gab. Zum einen eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Hoffnung auf ein Wort der Vergebung, zum Anderen eine Schroffheit und Ablehnung, weil der Anblick des Jungen mich immer an den beschämenden Moment und die Schuld erinnerte. So geht es uns Deutschen mit Israel, obwohl hier die Schuld nicht aus einer unbedachte Bewegung, sondern aus einer von tiefem Hass gespeisten Vernichtungsabsicht erwuchs.

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  • Zur Kasse, bitte – Bildbetrachtung eines LinkedIn Beitrages

    Zur Kasse, bitte – Bildbetrachtung eines LinkedIn Beitrages

    Das obige Bild habe ich von LinkedIn als Beitrag vorgeschlagen bekommen, weil einer meiner entfernten Kontakte dazu applaudiert hat. Zunächst  fand ich den Zusammenhang zwischen Bild und Text irritierend. Mir war der Zusammenhang nicht klar. Eine Küche, eine Frau mit Schürze, viele Blumen. Wenn man möchte, kann man sich die Lockenwickler im Haar der Frau vorstellen, mit denen sie sich für ihren Mann hübsch gemacht hat, fünfziger Jahre Stil. Und dann der Text: „Der Staat muss mir nicht unter die Arme greifen, es reicht, wenn er die Hände aus meinen Taschen lässt.“ (Interpunktion von mir ergänzt). Alles in Großbuchstaben. Was soll mir diese Nachricht sagen?

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  • Einfach mal die Klappe halten? Kritik an den Sozialen Medien von 1784

    Einfach mal die Klappe halten? Kritik an den Sozialen Medien von 1784

    „In einem Rescript Friedrich II. aus dem Jahr 1784 heißt es. Eine Privatperson ist nicht berechtigt, über  Handlung, das Verfahren, die Gesetze, Maßregeln und Anordnungen der Souveräne und Höfe. ihrer Staatsbedienten, Kollegien und Gerichtsgehöfe öffentliche, sogar tadelnde Urteile zu fällen oder davon Nachrichten, die ihr zukommen, bekanntzumachen oder durch den Druck zu verbreiten. Eine Privatperson ist auch zu deren Beurteilung gar nicht fähig, da es ihr an der vollständigen Kenntnis der Umstände und Motive fehlt.“ [Zitat nach Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit, S.84]
    „In einem Rescript Friedrich II. aus dem Jahr 1784 heißt es. Eine Privatperson ist nicht berechtigt, über  Handlung, das Verfahren, die Gesetze, Maßregeln und Anordnungen der Souveräne und Höfe. ihrer Staatsbedienten, Kollegien und Gerichtsgehöfe öffentliche, sogar tadelnde Urteile zu fällen oder davon Nachrichten, die ihr zukommen, bekanntzumachen oder durch den Druck zu verbreiten. Eine Privatperson ist auch zu deren Beurteilung gar nicht fähig, da es ihr an der vollständigen Kenntnis der Umstände und Motive fehlt.“ [Zitat nach Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit, S.84]

    Als ich dieses Zitat las, kam mir unmittelbar der Gedanke an die sozialen Medien, die zusehends die traditionellen Medien ersetzen. Bei X, Instagram und Facebook schreiben Amateure was immer sie denken,  die Grenzen zwischen Journalismus und Dilettantismus sind fließend. Auch ich mit meinem Blog könnte vielleicht dazu gehören, aber ich hoffe, der Titel und das Format machen hinreichend deutlich, dass auf meiner Seite persönliche Äußerungen ohne den Anspruch von journalistischer Qualität stehen, auch wenn ich mir Mühe gebe. Aber beim genaueren Nachdenken kamen dann schon Zweifel auf, in wie weit das Zitat zutrifft auf unsere Medien- und Internetwelt.

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  • Leistung muss sich wieder lohnen – echt jetzt?

    Leistung muss sich wieder lohnen – echt jetzt?

    Sagt man den Satz „Leistung muss sich wieder lohnen“ so kann man im allgemeinen mit großer Zustimmung rechnen. Das ist schließlich nur fair, wer viel leistet, soll dafür auch belohnt werden.Wenn man aber genauer hinschaut, dann wird es plötzlich zweifelhaft, ob eine Gesellschaft, die nach diesem Prinzip gestaltet ist, wirklich lebenswert ist. Dazu habe ich einen interessanten Podcast gehört, auf den sich mein Kommentar bezieht [1]. Insbesondere angesichts einer intensiv geführten Debatte um Bürgergeld und Gerechtigkeit sollte dem Stereotyp der gerechten Leistungshonorierung nicht einfach zugestimmt werden.

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  • Teil III  Der Gaza-Konflikt – Ein gerechter Krieg?

    Teil III  Der Gaza-Konflikt – Ein gerechter Krieg?

    In meinem ersten Beitrag zu dem Thema stellten sich mir drei Fragen.

    Meine Position zu dem Konflikt habe ich noch nicht gefunden. Für mich stellen sich die folgenden Fragen:

    • Führt die israelische Regierung mit angemessenen Mitteln einen Verteidigungskrieg gegen die Hamas, angesichts der Tatsache, dass die Hamas alle völkerrechtlichen Spielregeln missachtet?
    • Hat die israelische Regierung das Recht, internationale Absprachen zu brechen, wie in der Siedlungspolitik?
    • Ist der im Raum stehende Vorwurf von Antisemitismus bei der Diskussion dieses Krieges generell berechtigt?

    Die Frage nach den angemessenen Mitteln will ich in diesem Beitrag bedenken. Natürlich ist die Frage so komplex, dass ich nicht den Anspruch haben kann, eine allgemeingültige Entscheidung trefffen zu können. Aber basierend auf verschiedenen Quellen eine persönlichliche Einstellung zu formulieren, muss möglich sein. Mein Verständnis von den Ereignissen des 7.Oktobers und der Reaktion des israelischen Staates auf den Angriff basiert auf dem Teil II [1 Blog Teil II] meiner kleinen Blog-Serie. Neben anderen Quellen dient mir das Buch “Gibt es einen gerechten Krieg“ von Reinhold Schmücker als Richtschnur [2 Schmücker].

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  • Wenn eine Fahne ein Gebäude aufwertet

    Wenn eine Fahne ein Gebäude aufwertet

    Der Bundeskanzler hat zu der Entscheidung von Julia Klöckner, am Christopher Street Day die Regenbogenflagge über dem Bundestag zu verbieten, einen Kommentar in der Talkshow von Frau Maischberger abgegeben, der nicht allen gefallen hat. Der Zirkus Charles Knie hat darauf in einer Aktion reagiert. Friedrich Merz hat laut dem Bericht wohl – ich habe die Sendung nicht gesehen – folgendes gesagt: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“. Man kann das so oder so sehen. Ich interpretiere den Kommentar von Herrn Merz so, dass die Regenbogenfahne über dem Bundestag das Gebäude herabwürdigt. Ich gehe eigentlich gern in den Zirkus und finde die Leistungen, die dort vollbracht werden, sehr bemerkenswert und beeindruckend, aber ich vermute mal – so wie wohl auch der Zirkus Charles Knie – das es die Aussage herabwürdigend gemeint war. Das kann man auch umdrehen. Mit der richtigen Fahne kann man wohl schlecht beleumundete Gebäude aufwerten. Ich hätte da einen Vorschlag. Vielleicht habt ihr noch andere Vorschläge, welche Gebäude durch eine Fahne aufgewertet werden könnten?

    Bildnachweis: Das Bild wurde mit Microsoft Copilot erstellt und hat einen satirischen Hintergrund.

  • Teil II: Der Gaza-Krieg – Was geschehen ist

    Teil II: Der Gaza-Krieg – Was geschehen ist

    In diesem Teil versuche ich die Ereignisse seit dem 7.Oktober 2023 zu dokumentieren. Ich benutze dabei hauptsächlich die Quellen der UN, neben einem Bericht der Human Rights Watch. Es ist sehr schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Ablehnung der UN durch die israelische Regierung und die Vorwürfe der Parteilichkeit machen es schwierig, gleichzeitig sind Äußerungen der palästinensischen Seite schwer zu überprüfen, denn man darf nicht vergessen, dass der Gaza-Streifen von einer Terrororganisation regiert wird. Trotzdem nutze ich die Quellen der UN, denn die UN hat eine lange Geschichte in diesem Konflikt und vertritt auch den völkerrechtlichen Rahmen, der nach dem 2. Weltkrieg als einzige multinationale Organisation die notwendige Orientierung geben kann, vielleicht neben dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

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  • „ACAB“ ist vor allem eins – eine abgrundtief dumme Aussage

    „ACAB“ ist vor allem eins – eine abgrundtief dumme Aussage

    Die Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard trägt einen Pulli mit der Aufschrift “ACAB“ – steht für “All Cops Are Bastards“ – und wird dafür schwer kritisiert1. Ich finde, diese Kritik ist berechtigt. Die Jugend-Organisationen von Parteien sind selten angepasst, sie haben eine eher radikalere Einstellung zu den Entscheidungen der „Eltern“-Partei. So weit so normal. Aber die Aussage zeigt vor allem eins, die Arroganz von links- und rechtsradikalen Kräften, eine.solche pauschale, ehrverletzende und rechtlich mehrfach beanstandete Aussage treffen zu dürfen. Das ist ein Zeichen einer Debattenkultur, die einer demokratischen Jugendorganisation nicht gut zu Gesicht steht.

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  • Teil I: Der Gaza-Konflikt bewegt mich zutiefst, nur was kann ich dazu schreiben?

    Teil I: Der Gaza-Konflikt bewegt mich zutiefst, nur was kann ich dazu schreiben?

    Im aktuellen Zeitmagazin gibt es einen Bericht über Ahmad Mansour1, einem in Deutschland lebenden palästinensischem Israeli, der als Psychologe mit seinen Ansichten über den Konflikt zwischen Israel und der Hamas sehr polarisiert. Solche komplexen Geschichten gibt es in diesem Konflikt zuhauf.

    Einen Kommentar über den Konflikt zu schreiben gleicht einem Tanz auf der Nadelspitze, zum einen weil er so emotionalisiert ist und zum anderen weil er auf Deutsch geschrieben wird. Das kommt nicht etwa daher, „weil man ja nicht mehr seine Meinung sagen kann“ wie angesichts des Themas nicht nur AfD Anhänger jetzt rufen werden. Es kommt daher, weil wir Deutschen eine historische Verantwortung für dieses tragische Dilemma haben. Trotzdem will ich eine Stellungnahme versuchen, basierend auf dem, was ich darüber weiß.

    Der Kommentar ist etwas länger als gewohnt, hoffentlich trotzdem lesenswert

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  • Der Unterschied zwischen Zusammenhang und Grund

    Der Unterschied zwischen Zusammenhang und Grund

    Der Unterschied zwischen der Korrelation (Zusammenhang) zweier Ereignissen – dem gleichzeitigen Auftreten beider Ereignisse – und einer Kausalität (Grund) – bei der ein Ereignis ein anderes verursacht – ist in Argumentationen sehr wichtig. Bei der Korrelation treten zwei Ereignisse häufiger gleichzeitig auf, als es der Zufall erklärt. Man formuliert dann Sätze wie „Wenn A eintritt, tritt auch B auf“, was logisch nicht korrekt ist. Dieser umgangssprachliche Ausdruck macht aus einem gleichzeitigen Auftreten eine „wenn-dann“ Aussage, die einen ursächlichen Zusammenhang suggeriert. Warum das wichtig ist, wurde mir klar, als ich im Zuge einer Vorbereitung auf einen Artikel genau in diese Falle getappt bin, nämlich den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation nicht zu berücksichtigen.

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  • Radikalenerlass 2.0?

    Radikalenerlass 2.0?

    Wie weit darf der Staat gehen, um Gefahren für das politische und öffentliche Leben abzuwenden? Angesichts der Einschätzung der AfD als gesichert rechtsextremistisch werden Stimmen laut, die sich um die Wirkung von verfassungsfeindlichen Personen im öffentlichen Dienst sorgen und nach weitergehenden Maßnahmen rufen.

    Diese Sorge ist nicht neu, 1972 wurde von Bund und Ländern der sogenannte „Radikalenerlass“ beschlossen1. 1972 war ich noch zu jung, um die Diskussionen mit zu verfolgen, aber ich kann mich daran erinnern, welche Diskussionen geführt wurden, als der Erlass in den Bundesländern wieder aufgehoben wurde. Ab etwa 1983 wichen erste Bundesländer von der bisherigen Praxis ab2.

    Es lohnt sich die Erfahrungen der damaligen Zeit ins Gedächtnis zu rufen, um die heutigen Standpunkte mit den damaligen Diskussionsbeiträgen abzugleichen.

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  • Wutbürger im Parlament?

    Wutbürger im Parlament?

    Er konnte einem fast leid tun, der Herr Merz. Die Kommentare nach dem ersten Wahlgang im Bundestag reichten von Fassungslosigkeit bis Häme. Auch ich war sehr überrascht und brauchte etwas Zeit, um das für mich einzuordnen. Hier meine Sicht auf das „historische Ereignis“.

    Zunächst einmal zu der Einordnung. Das der Kanzler nicht im ersten Wahlgang gewählt wurde, ist eine historische Neuheit und schon sehr überraschend. Der Einordnungsversuch von Kanzler Merz im ARD Interview trifft nicht ganz den Kern – so normal es ist, nicht alle Stimmen der Koalition bei der Wahl zu bekommen, so knapp sind die momentanen Mehrheitsverhältnisse. Das größere Problem, was als historisch zu bezeichnen ist, ist aber die Tatsache dass mehr als ein Fünftel der Bevölkerung bei der letzten Bundestagswahl ihre Stimme einer verfassungsfeindlich-rechtsradikalen Partei gegeben hat.

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  • Anstandshalber

    Anstandshalber

    In einem Leitartikel in der Zeit hat sich Giovanni Di Lorenzo Gedanken zum Anstand gemacht, der in der heutigen Zeit angesichts des „Trumpismus“ in der Politik immer mehr verloren geht1. Im Artikel beschreibt er, welche Form des Anstandes in der politischen Auseinandersetzung heute besonders notwendig ist.

    „Der Anstand jedoch, den wir heute brauchen, sollte nicht spalten, sondern eher verbinden (…): miteinander sprechen. Die Bereitschaft zuzuhören, gerade wenn einem der Standpunkt fremd ist. Nichts zu versprechen, was man nicht halten kann. Sich zu eigenen Fehlern bekennen. Und, so weit sind wir leider schon, dass man selbst das anmahnen muss, ein Mindestmaß an Benehmen.“

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  • Auf ein Bier mit Herrn Merz…?

    Auf ein Bier mit Herrn Merz…?

    Ich stand gestern mit meiner Tochter an einem Bücherstand, 10€ für 5 Bücher. Ich sollte ihr beim Auswählen helfen. Da fiel uns ein Buch von Harald Martenstein in die Hände. Ich sagte ihr, das könnte interessant sein und wörtlich „Der ist zwar manchmal ein Arschloch, aber man kann ihn trotzdem lesen, ich mag ihn!“. Eine Dame, die meinen Kommentar hörte, drehte sich um und sagte „interessante Charakterisierung“. Es war mir schon etwas peinlich, kam aber aus tiefstem Herzen. Ich gehe davon aus, dass Herr Martenstein Verständnis hätte. Es gehört tatsächlich zu meinem Leseritual, immer auf den ersten Seiten des Zeitmagazins seinen Kommentar zu lesen. Oft regen mich seine Kommentare auf, manchmal auch an und das ist wohl der Schlüssel für meiner Bemerkung am Büchergrabbeltisch. Was hat das nun mit Herrn Merz zu tun?

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  • Verfolgung von NS-Straftätern kurz vor Ende

    Verfolgung von NS-Straftätern kurz vor Ende

    Im Zusammenhang mit meinem letzten Blog zu Dietrich Bonhoeffer passt eine Zeitungsnotiz, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, recht gut. Der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen1 in Ludwigsburg sagte der Osnabrücker Zeitung: „Wir finden immer noch Verdächtige. Aber richtig ist: Wir fahren auf Sicht, wir sind im Schlussbereich der NS-Verfolgung angekommen. Die jüngsten möglichen Täter sind heute 97 Jahre alt, wenn sie im letzten Kriegsjahr 1945 als 17-jährige Teil des Systems geworden sind. Der älteste Verurteilte, den wir zuvor aufgespürt haben, war bei seiner Verurteilung 101 Jahre alt.“

    So verdienstvoll sich die Ludwigsburger Behörde um die Aufklärung bemüht hat, es bleibt bezüglich der Aufarbeitung der NS-Verbrechen ein sehr dunkler Fleck in der politischen und juristischen Geschichte der Bundesrepublik. Der kürzlich aufgearbeitete Fall von Sigfried Uiberreither2 in Sindelfingen, einem ehemaligen Gauleiter, der unbehelligt unter dem Schutz von Behörden und Unternehmen straffrei blieb, zeigt dies deutlich.

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  • Das Recht auf individuelles Asyl abschaffen?

    Das Recht auf individuelles Asyl abschaffen?

    Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Hans-Eckhardt Sommer, fordert die Abschaffung des individuellen Rechts auf Asyl. Nicht als Präsident des Amtes, sondern als Privatperson. So versuchte Herr Sommer wahrscheinlich, den vorhergesehenen Sturm der Entrüstung zu entkräften, denn in seiner Funktion als Präsident einen solchen Frontalangriff auf das Asylrecht zu fahren, wäre sicher noch kritischer zu betrachten, als seine private Äußerung auf einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung..

    Dieser Vorschlag ist nicht nur für Deutschland relevant, da auch europäische und internationale Vereinbarungen zur Behandlung von Flüchtlingen durch den Vorschlag berührt werden. Aber wie könnte man den Vorstoß neutral betrachten? Welche Probleme des gegenwärtigen Verfahrens versucht Herr Sommer mit seinem Vorschlag meiner Meinung nach zu lösen?

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  • Worauf sich eine parteiübergreifende Mitte einigen könnte…

    Worauf sich eine parteiübergreifende Mitte einigen könnte…

    In den Wochen seit dem Bekanntwerden der Correctiv-Recherche fand sich eine bisher schweigende Mitte zusammen, um gegen die rechten und demokratiefeindlichen Tendenzen in der Gesellschaft  zu demonstrieren. Mit der Abstimmung zum CDU/CSU Antrag, der nur mit der Unterstützung der AfD angenommen wurde, hat sich etwas verschoben. Die Haltung der CDU/CSU zur Schuldengrenze hat – bei allen guten Gründen für die Entscheidung – die Glaubwürdigkeit von Politik weiter leiden lassen.

    Trotz der notwendigen Differenzen zwischen Parteien ist es heute wichtiger den je, sich gemeinsam für den Erhalt demokratischer Grundsätze jenseits der notwendigen Debatte um Inhalte einzusetzen. Der Konsens, wie in einer Demokratie um die beste Lösung gestritten werden soll, darf uns als Gesellschaft nicht abhanden kommen. Auf welcher Basis sollte dieser Streit gründen? Ich habe im Folgenden versucht, die wesentlichen Positionen zu beschreiben, die aus meiner Sicht in einer Demokratie als Grundvoraussetzungen gegeben sein sollten.

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