Tages-Kommentare

Autor: admin

  • Einfach mal die Klappe halten? Kritik an den Sozialen Medien von 1784

    Einfach mal die Klappe halten? Kritik an den Sozialen Medien von 1784

    „In einem Rescript Friedrich II. aus dem Jahr 1784 heißt es. Eine Privatperson ist nicht berechtigt, über  Handlung, das Verfahren, die Gesetze, Maßregeln und Anordnungen der Souveräne und Höfe. ihrer Staatsbedienten, Kollegien und Gerichtsgehöfe öffentliche, sogar tadelnde Urteile zu fällen oder davon Nachrichten, die ihr zukommen, bekanntzumachen oder durch den Druck zu verbreiten. Eine Privatperson ist auch zu deren Beurteilung gar nicht fähig, da es ihr an der vollständigen Kenntnis der Umstände und Motive fehlt.“ [Zitat nach Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit, S.84]
    „In einem Rescript Friedrich II. aus dem Jahr 1784 heißt es. Eine Privatperson ist nicht berechtigt, über  Handlung, das Verfahren, die Gesetze, Maßregeln und Anordnungen der Souveräne und Höfe. ihrer Staatsbedienten, Kollegien und Gerichtsgehöfe öffentliche, sogar tadelnde Urteile zu fällen oder davon Nachrichten, die ihr zukommen, bekanntzumachen oder durch den Druck zu verbreiten. Eine Privatperson ist auch zu deren Beurteilung gar nicht fähig, da es ihr an der vollständigen Kenntnis der Umstände und Motive fehlt.“ [Zitat nach Habermas Strukturwandel der Öffentlichkeit, S.84]

    Als ich dieses Zitat las, kam mir unmittelbar der Gedanke an die sozialen Medien, die zusehends die traditionellen Medien ersetzen. Bei X, Instagram und Facebook schreiben Amateure was immer sie denken,  die Grenzen zwischen Journalismus und Dilettantismus sind fließend. Auch ich mit meinem Blog könnte vielleicht dazu gehören, aber ich hoffe, der Titel und das Format machen hinreichend deutlich, dass auf meiner Seite persönliche Äußerungen ohne den Anspruch von journalistischer Qualität stehen, auch wenn ich mir Mühe gebe. Aber beim genaueren Nachdenken kamen dann schon Zweifel auf, in wie weit das Zitat zutrifft auf unsere Medien- und Internetwelt.

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  • Epikur – Eine mathematische Veranschaulichung

    Epikur – Eine mathematische Veranschaulichung

    Auf einer Autofahrt habe ich den unten verlinkten Podcast über Epikur gehört. Dabei ist mir die Idee gekommen, eine „mathematische“ Veranschaulichung seiner Philosophie als Video zu erstellen.

    Titel Epikur

    Link zum inspirierenden Podcast: https://www.ardaudiothek.de/episode/hoersaal-deutschlandfunk-nova/antike-philosophie-therapie-fuer-mentale-gesundheit-in-krisenzeiten/deutschlandfunk-nova/14382959

  • Leistung muss sich wieder lohnen – echt jetzt?

    Leistung muss sich wieder lohnen – echt jetzt?

    Sagt man den Satz „Leistung muss sich wieder lohnen“ so kann man im allgemeinen mit großer Zustimmung rechnen. Das ist schließlich nur fair, wer viel leistet, soll dafür auch belohnt werden.Wenn man aber genauer hinschaut, dann wird es plötzlich zweifelhaft, ob eine Gesellschaft, die nach diesem Prinzip gestaltet ist, wirklich lebenswert ist. Dazu habe ich einen interessanten Podcast gehört, auf den sich mein Kommentar bezieht [1]. Insbesondere angesichts einer intensiv geführten Debatte um Bürgergeld und Gerechtigkeit sollte dem Stereotyp der gerechten Leistungshonorierung nicht einfach zugestimmt werden.

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  • Teil III  Der Gaza-Konflikt – Ein gerechter Krieg?

    Teil III  Der Gaza-Konflikt – Ein gerechter Krieg?

    In meinem ersten Beitrag zu dem Thema stellten sich mir drei Fragen.

    Meine Position zu dem Konflikt habe ich noch nicht gefunden. Für mich stellen sich die folgenden Fragen:

    • Führt die israelische Regierung mit angemessenen Mitteln einen Verteidigungskrieg gegen die Hamas, angesichts der Tatsache, dass die Hamas alle völkerrechtlichen Spielregeln missachtet?
    • Hat die israelische Regierung das Recht, internationale Absprachen zu brechen, wie in der Siedlungspolitik?
    • Ist der im Raum stehende Vorwurf von Antisemitismus bei der Diskussion dieses Krieges generell berechtigt?

    Die Frage nach den angemessenen Mitteln will ich in diesem Beitrag bedenken. Natürlich ist die Frage so komplex, dass ich nicht den Anspruch haben kann, eine allgemeingültige Entscheidung trefffen zu können. Aber basierend auf verschiedenen Quellen eine persönlichliche Einstellung zu formulieren, muss möglich sein. Mein Verständnis von den Ereignissen des 7.Oktobers und der Reaktion des israelischen Staates auf den Angriff basiert auf dem Teil II [1 Blog Teil II] meiner kleinen Blog-Serie. Neben anderen Quellen dient mir das Buch “Gibt es einen gerechten Krieg“ von Reinhold Schmücker als Richtschnur [2 Schmücker].

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  • Wenn eine Fahne ein Gebäude aufwertet

    Wenn eine Fahne ein Gebäude aufwertet

    Der Bundeskanzler hat zu der Entscheidung von Julia Klöckner, am Christopher Street Day die Regenbogenflagge über dem Bundestag zu verbieten, einen Kommentar in der Talkshow von Frau Maischberger abgegeben, der nicht allen gefallen hat. Der Zirkus Charles Knie hat darauf in einer Aktion reagiert. Friedrich Merz hat laut dem Bericht wohl – ich habe die Sendung nicht gesehen – folgendes gesagt: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“. Man kann das so oder so sehen. Ich interpretiere den Kommentar von Herrn Merz so, dass die Regenbogenfahne über dem Bundestag das Gebäude herabwürdigt. Ich gehe eigentlich gern in den Zirkus und finde die Leistungen, die dort vollbracht werden, sehr bemerkenswert und beeindruckend, aber ich vermute mal – so wie wohl auch der Zirkus Charles Knie – das es die Aussage herabwürdigend gemeint war. Das kann man auch umdrehen. Mit der richtigen Fahne kann man wohl schlecht beleumundete Gebäude aufwerten. Ich hätte da einen Vorschlag. Vielleicht habt ihr noch andere Vorschläge, welche Gebäude durch eine Fahne aufgewertet werden könnten?

    Bildnachweis: Das Bild wurde mit Microsoft Copilot erstellt und hat einen satirischen Hintergrund.

  • Teil II: Der Gaza-Krieg – Was geschehen ist

    Teil II: Der Gaza-Krieg – Was geschehen ist

    In diesem Teil versuche ich die Ereignisse seit dem 7.Oktober 2023 zu dokumentieren. Ich benutze dabei hauptsächlich die Quellen der UN, neben einem Bericht der Human Rights Watch. Es ist sehr schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Ablehnung der UN durch die israelische Regierung und die Vorwürfe der Parteilichkeit machen es schwierig, gleichzeitig sind Äußerungen der palästinensischen Seite schwer zu überprüfen, denn man darf nicht vergessen, dass der Gaza-Streifen von einer Terrororganisation regiert wird. Trotzdem nutze ich die Quellen der UN, denn die UN hat eine lange Geschichte in diesem Konflikt und vertritt auch den völkerrechtlichen Rahmen, der nach dem 2. Weltkrieg als einzige multinationale Organisation die notwendige Orientierung geben kann, vielleicht neben dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

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  • Warum der schlechte Ruf der Mathematik gefährlich ist

    Warum der schlechte Ruf der Mathematik gefährlich ist

    Eine Talk-Show mit vielen interessanten Leuten, insbesondere aus dem Kulturbereich. Der Gast wird nach seinen Erlebnissen in der Schule gefragt. Was wird unweigerlich kommen? Genau, der Hinweis das insbesondere Mathematik nicht sein bestes Fach ist. Ein Satz, bei dem man das verständnisvolle Lachen des Publikums auf ihrer Seite weiß. Der Gastgeber stimmt in das Kokettieren mit den schlechten Rechenleistungen ein, „wir wissen ja alle, wie das ist“. Offensichtlich ist es ein Alleinstellungsmerkmal der Mathematik, dass man in der Öffentlichkeit ohne Scham seine eigene Unkenntnis als Fähigkeit darstellen kann. So nach dem Motto: „Für Mathe blieb halt keine Zeit, musste unbedingt Gedichte interpretieren um zu einem echten Mensch zu werden“. Und mal ehrlich, bis auf ein paar Ingenieure sind nur wenige bereit, öffentlich zu sagen, dass ihnen Mathe Spaß gemacht hat und sie etwas mit Physik anfangen konnten, ist auf der Party eher kein Smalltalk Thema. Warum ist das nun gefährlich?

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  • Der andere Blick führt in die Irre – ein Artikel in der NZZ

    Der andere Blick führt in die Irre – ein Artikel in der NZZ

    Wie Antidiskriminierungsgesetze Freiheit und Eigentum gefährden

    Eine steile These von Malte Fischer, dem Wirtschaftsredakteur der Neuen Züricher Zeitung1, der anlässlich einer Konferenz zum Antidiskriminierungsgesetz in Berlin einen Artikel im Newsletter „Der andere Blick am Morgen“ geschrieben hat. Das Wirtschaftsleben kann nur funktionieren, wenn man Diskriminierung erlaubt. Das Konzept von Eigentum beruht auf der Beschränkung von Zugang zu Ressourcen. Wenn Antidiskriminierungsgesetze die Möglichkeit verneinen, den Zugang zu Ressourcen zu beschränken, fehlt ein wichtiges Element der sozialen Kontrolle, Zitat: „Weil Antidiskriminierungsgesetze das Ausschlussprinzip aushebeln, fördern sie unzivilisiertes Verhalten.“ Als ich das gelesen habe, musste ich erstmal trocken schlucken und meinen Beißreflex unter Kontrolle halten. Aber dann habe ich mich gezwungen, mich auf die Argumentation einzulassen. Hier das Ergebnis meiner Überlegungen.

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  • Ein Ausflug in die Parallelwelt

    Ein Ausflug in die Parallelwelt

    Ich reise beruflich ab und zu international, und dabei begegnet mir immer wieder die „Parallelwelt“, wie sie ein sehr geschätzter Kollege bezeichnet. Ich meine die umspannende Welt der Luxus-Marken, die auf jedem Flughafen gleich ist und in den Metropolen die Shopping-Malls füllt. Dior, Cartier, Burberry, Montblanc und Piaget, Gucci und Tiffany und wie sie noch alle heißen. Ich war jüngst in Taiwan und bin durch die Mall am 101, dem momentan nach Wikipedia elfhöchsten Hochhaus der Welt geschlendert, einer echten Sehenswürdigkeit. Also genau durch diese besondere Welt Auf der Reise habe ich mich auch mit einem Buch zu einer Einführung in die Soziologie1 beschäftigt, und da sind mir einige Gedanken zu der Parallelwelt gekommen.

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  • Deformation Professionelle(1) – von Komplexität und Ingenieuren

    Deformation Professionelle(1) – von Komplexität und Ingenieuren

    Ich bin ein Ingenieur, und habe daher eine tiefe Abneigung gegen Dinge, die sich nicht einfach erklären lassen. In meiner Welt müssen Dinge erklärbar sein, weil es immer Beziehungen zwischen verschiedenen Ereignissen gibt, die sich aufdecken lassen. Der Zwang, alles einfach erklärbar zu machen, hat viele Innovationen erzeugt, ist aber so etwas wie eine Berufskrankheit, wenn modellhafte Vereinfachungen auf prinzipiell komplexe Probleme angewendet werden. Die naturwissenschaftliche Sichtweise hat unsere Berufsgruppe so erzogen. Insbesondere bei gesellschaftlichen oder sozialen Problemen kann diese Sichtweise zu unzulässigen Vereinfachungen führen. Dann versagt ein rein mechanisch-eindimensionaler Ansatz. Nun habe ich ein interessantes Buch (2) gelesen, das sich mit dieser Vereinfachung beschäftigt und der Komplexität ein eigenes Existenzrecht zubilligt, ohne dass dafür die naturwissenschaftliche Sichtweise aufgegeben werden muß.

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  • „ACAB“ ist vor allem eins – eine abgrundtief dumme Aussage

    „ACAB“ ist vor allem eins – eine abgrundtief dumme Aussage

    Die Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard trägt einen Pulli mit der Aufschrift “ACAB“ – steht für “All Cops Are Bastards“ – und wird dafür schwer kritisiert1. Ich finde, diese Kritik ist berechtigt. Die Jugend-Organisationen von Parteien sind selten angepasst, sie haben eine eher radikalere Einstellung zu den Entscheidungen der „Eltern“-Partei. So weit so normal. Aber die Aussage zeigt vor allem eins, die Arroganz von links- und rechtsradikalen Kräften, eine.solche pauschale, ehrverletzende und rechtlich mehrfach beanstandete Aussage treffen zu dürfen. Das ist ein Zeichen einer Debattenkultur, die einer demokratischen Jugendorganisation nicht gut zu Gesicht steht.

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  • Teil I: Der Gaza-Konflikt bewegt mich zutiefst, nur was kann ich dazu schreiben?

    Teil I: Der Gaza-Konflikt bewegt mich zutiefst, nur was kann ich dazu schreiben?

    Im aktuellen Zeitmagazin gibt es einen Bericht über Ahmad Mansour1, einem in Deutschland lebenden palästinensischem Israeli, der als Psychologe mit seinen Ansichten über den Konflikt zwischen Israel und der Hamas sehr polarisiert. Solche komplexen Geschichten gibt es in diesem Konflikt zuhauf.

    Einen Kommentar über den Konflikt zu schreiben gleicht einem Tanz auf der Nadelspitze, zum einen weil er so emotionalisiert ist und zum anderen weil er auf Deutsch geschrieben wird. Das kommt nicht etwa daher, „weil man ja nicht mehr seine Meinung sagen kann“ wie angesichts des Themas nicht nur AfD Anhänger jetzt rufen werden. Es kommt daher, weil wir Deutschen eine historische Verantwortung für dieses tragische Dilemma haben. Trotzdem will ich eine Stellungnahme versuchen, basierend auf dem, was ich darüber weiß.

    Der Kommentar ist etwas länger als gewohnt, hoffentlich trotzdem lesenswert

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  • Der Unterschied zwischen Zusammenhang und Grund

    Der Unterschied zwischen Zusammenhang und Grund

    Der Unterschied zwischen der Korrelation (Zusammenhang) zweier Ereignissen – dem gleichzeitigen Auftreten beider Ereignisse – und einer Kausalität (Grund) – bei der ein Ereignis ein anderes verursacht – ist in Argumentationen sehr wichtig. Bei der Korrelation treten zwei Ereignisse häufiger gleichzeitig auf, als es der Zufall erklärt. Man formuliert dann Sätze wie „Wenn A eintritt, tritt auch B auf“, was logisch nicht korrekt ist. Dieser umgangssprachliche Ausdruck macht aus einem gleichzeitigen Auftreten eine „wenn-dann“ Aussage, die einen ursächlichen Zusammenhang suggeriert. Warum das wichtig ist, wurde mir klar, als ich im Zuge einer Vorbereitung auf einen Artikel genau in diese Falle getappt bin, nämlich den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation nicht zu berücksichtigen.

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  • Radikalenerlass 2.0?

    Radikalenerlass 2.0?

    Wie weit darf der Staat gehen, um Gefahren für das politische und öffentliche Leben abzuwenden? Angesichts der Einschätzung der AfD als gesichert rechtsextremistisch werden Stimmen laut, die sich um die Wirkung von verfassungsfeindlichen Personen im öffentlichen Dienst sorgen und nach weitergehenden Maßnahmen rufen.

    Diese Sorge ist nicht neu, 1972 wurde von Bund und Ländern der sogenannte „Radikalenerlass“ beschlossen1. 1972 war ich noch zu jung, um die Diskussionen mit zu verfolgen, aber ich kann mich daran erinnern, welche Diskussionen geführt wurden, als der Erlass in den Bundesländern wieder aufgehoben wurde. Ab etwa 1983 wichen erste Bundesländer von der bisherigen Praxis ab2.

    Es lohnt sich die Erfahrungen der damaligen Zeit ins Gedächtnis zu rufen, um die heutigen Standpunkte mit den damaligen Diskussionsbeiträgen abzugleichen.

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  • Die Freiheit des Verstehens

    Die Freiheit des Verstehens

    Ich habe mir Gedanken zum Buch „Die Freiheit des Verstehens“ gemacht und in einer Präsentation zusammengefasst.

    Hier findet man die Verlagsinformationen zum Buch.

  • Wutbürger im Parlament?

    Wutbürger im Parlament?

    Er konnte einem fast leid tun, der Herr Merz. Die Kommentare nach dem ersten Wahlgang im Bundestag reichten von Fassungslosigkeit bis Häme. Auch ich war sehr überrascht und brauchte etwas Zeit, um das für mich einzuordnen. Hier meine Sicht auf das „historische Ereignis“.

    Zunächst einmal zu der Einordnung. Das der Kanzler nicht im ersten Wahlgang gewählt wurde, ist eine historische Neuheit und schon sehr überraschend. Der Einordnungsversuch von Kanzler Merz im ARD Interview trifft nicht ganz den Kern – so normal es ist, nicht alle Stimmen der Koalition bei der Wahl zu bekommen, so knapp sind die momentanen Mehrheitsverhältnisse. Das größere Problem, was als historisch zu bezeichnen ist, ist aber die Tatsache dass mehr als ein Fünftel der Bevölkerung bei der letzten Bundestagswahl ihre Stimme einer verfassungsfeindlich-rechtsradikalen Partei gegeben hat.

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  • Anstandshalber

    Anstandshalber

    In einem Leitartikel in der Zeit hat sich Giovanni Di Lorenzo Gedanken zum Anstand gemacht, der in der heutigen Zeit angesichts des „Trumpismus“ in der Politik immer mehr verloren geht1. Im Artikel beschreibt er, welche Form des Anstandes in der politischen Auseinandersetzung heute besonders notwendig ist.

    „Der Anstand jedoch, den wir heute brauchen, sollte nicht spalten, sondern eher verbinden (…): miteinander sprechen. Die Bereitschaft zuzuhören, gerade wenn einem der Standpunkt fremd ist. Nichts zu versprechen, was man nicht halten kann. Sich zu eigenen Fehlern bekennen. Und, so weit sind wir leider schon, dass man selbst das anmahnen muss, ein Mindestmaß an Benehmen.“

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  • Auf ein Bier mit Herrn Merz…?

    Auf ein Bier mit Herrn Merz…?

    Ich stand gestern mit meiner Tochter an einem Bücherstand, 10€ für 5 Bücher. Ich sollte ihr beim Auswählen helfen. Da fiel uns ein Buch von Harald Martenstein in die Hände. Ich sagte ihr, das könnte interessant sein und wörtlich „Der ist zwar manchmal ein Arschloch, aber man kann ihn trotzdem lesen, ich mag ihn!“. Eine Dame, die meinen Kommentar hörte, drehte sich um und sagte „interessante Charakterisierung“. Es war mir schon etwas peinlich, kam aber aus tiefstem Herzen. Ich gehe davon aus, dass Herr Martenstein Verständnis hätte. Es gehört tatsächlich zu meinem Leseritual, immer auf den ersten Seiten des Zeitmagazins seinen Kommentar zu lesen. Oft regen mich seine Kommentare auf, manchmal auch an und das ist wohl der Schlüssel für meiner Bemerkung am Büchergrabbeltisch. Was hat das nun mit Herrn Merz zu tun?

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  • Verfolgung von NS-Straftätern kurz vor Ende

    Verfolgung von NS-Straftätern kurz vor Ende

    Im Zusammenhang mit meinem letzten Blog zu Dietrich Bonhoeffer passt eine Zeitungsnotiz, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, recht gut. Der Leiter der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen1 in Ludwigsburg sagte der Osnabrücker Zeitung: „Wir finden immer noch Verdächtige. Aber richtig ist: Wir fahren auf Sicht, wir sind im Schlussbereich der NS-Verfolgung angekommen. Die jüngsten möglichen Täter sind heute 97 Jahre alt, wenn sie im letzten Kriegsjahr 1945 als 17-jährige Teil des Systems geworden sind. Der älteste Verurteilte, den wir zuvor aufgespürt haben, war bei seiner Verurteilung 101 Jahre alt.“

    So verdienstvoll sich die Ludwigsburger Behörde um die Aufklärung bemüht hat, es bleibt bezüglich der Aufarbeitung der NS-Verbrechen ein sehr dunkler Fleck in der politischen und juristischen Geschichte der Bundesrepublik. Der kürzlich aufgearbeitete Fall von Sigfried Uiberreither2 in Sindelfingen, einem ehemaligen Gauleiter, der unbehelligt unter dem Schutz von Behörden und Unternehmen straffrei blieb, zeigt dies deutlich.

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  • Bonhoeffer, gerade jetzt…

    Bonhoeffer, gerade jetzt…

    Gestern Abend habe ich einem Vortrag von Dr. Bernd Liebendörfer zum 80. Todestag von Dietrich Bonhoeffer besucht. Nicht nur der Todestag bietet Anlass, sich mit ihm zu auseinanderzusetzen, auch die 2011 erschienene Biografie von Eric Metaxas und der dadurch inspirierte Film von Todd Komarnicki von 2024 beschäftigen gerade die Öffentlichkeit. Dadurch wurde ich an die Zeit erinnert, in der ich zunächst das Buch „Widerstand und Ergebung1 gelesen habe. Das war in einer Zeit, in der ich sehr aktiv in der evangelischen Jugendarbeit war.

    Mich hat damals die Geradlinigkeit und die Werteorientierung von Bonhoeffer beeindruckt. Insbesondere als junger Mensch hat ein solches Vorbild eine große Wirkung. Die Briefe aus dem Gefängnis und die Aufrichtigkeit, die sich in ihnen widerspiegelt, hatten eine außerordentliche menschliche Größe, insbesondere wenn man sich in die Situation von Bonhoeffer einfühlt – frisch verlobt, verbunden mit der Familie, Freunde und Mitstreiter konkret durch die Festnahme bedroht oder schon im Gefängnis. Wenn ich heute seinen Klassiker „Von guten Mächten“ singe, blitzt dieser Gedanke an die Gefängnissituation von Bonhoeffer noch immer in mir auf.

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