Tages-Kommentare

Autor: admin

  • Das Recht auf individuelles Asyl abschaffen?

    Das Recht auf individuelles Asyl abschaffen?

    Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Hans-Eckhardt Sommer, fordert die Abschaffung des individuellen Rechts auf Asyl. Nicht als Präsident des Amtes, sondern als Privatperson. So versuchte Herr Sommer wahrscheinlich, den vorhergesehenen Sturm der Entrüstung zu entkräften, denn in seiner Funktion als Präsident einen solchen Frontalangriff auf das Asylrecht zu fahren, wäre sicher noch kritischer zu betrachten, als seine private Äußerung auf einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung..

    Dieser Vorschlag ist nicht nur für Deutschland relevant, da auch europäische und internationale Vereinbarungen zur Behandlung von Flüchtlingen durch den Vorschlag berührt werden. Aber wie könnte man den Vorstoß neutral betrachten? Welche Probleme des gegenwärtigen Verfahrens versucht Herr Sommer mit seinem Vorschlag meiner Meinung nach zu lösen?

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  • Worauf sich eine parteiübergreifende Mitte einigen könnte…

    Worauf sich eine parteiübergreifende Mitte einigen könnte…

    In den Wochen seit dem Bekanntwerden der Correctiv-Recherche fand sich eine bisher schweigende Mitte zusammen, um gegen die rechten und demokratiefeindlichen Tendenzen in der Gesellschaft  zu demonstrieren. Mit der Abstimmung zum CDU/CSU Antrag, der nur mit der Unterstützung der AfD angenommen wurde, hat sich etwas verschoben. Die Haltung der CDU/CSU zur Schuldengrenze hat – bei allen guten Gründen für die Entscheidung – die Glaubwürdigkeit von Politik weiter leiden lassen.

    Trotz der notwendigen Differenzen zwischen Parteien ist es heute wichtiger den je, sich gemeinsam für den Erhalt demokratischer Grundsätze jenseits der notwendigen Debatte um Inhalte einzusetzen. Der Konsens, wie in einer Demokratie um die beste Lösung gestritten werden soll, darf uns als Gesellschaft nicht abhanden kommen. Auf welcher Basis sollte dieser Streit gründen? Ich habe im Folgenden versucht, die wesentlichen Positionen zu beschreiben, die aus meiner Sicht in einer Demokratie als Grundvoraussetzungen gegeben sein sollten.

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  • Nachsicht

    Nachsicht

    Wenn man niemanden hat, der die Regeln für alle durchsetzt, gerät man in die Situation, dass der Regelbrecher die Regeln bestimmt.

    Herfried Münkler in der Rubrik „Was ich gern früher gewusst hätte…“ der Zeit

    Wieviel Nachsicht braucht es in einer Gesellschaft? Regeln als Ordnungshilfe sind darauf angewiesen, das sie eingefordert werden. Im zwischenmenschlichen Miteinander und notfalls auch durch Kontrollorgane wie die Polizei, Ordnungsdienste oder die Schaffnerin in der Bahn. Dazu braucht es die Einsicht in die Notwendigkeit von Regeln. Regeln haben aber ein generelles Problem, sie sind selten flexibel. Die Ampel ist rot, aber es kommt ja kein Auto, also was tun? Der blinde Gehorsam führt in die Diktatur, nur mit der Nachsicht gelingt es, die Gesellschaft mit der notwendigen Flexibilität und Freiheit auszustatten.

    So weit, so richtig. Das obige Zitat zeigt jedoch die Grenze eines solchen Denkens auf. Wenn die Regel vor lauter Toleranz so ausgehöhlt wird, dass sie nicht mehr gilt, werden die Regeln beliebig. Dann wird es zur Regel, jede Regel erstmal auszuhandeln, nachdem sie ignoriert wurde. Das kann im offenen Umgang miteinander vielleicht noch funktionieren. Aber es kostet Zeit und es verschiebt Grenzen immer weiter, bis zum “Anything Goes“.

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  • Politische Positionen als Marketing-Instrument

    Politische Positionen als Marketing-Instrument

    Referenz zum Artikel im Politico

    Die neue Währung im Marketing ist Popularität, oder vielmehr Aufmerksamkeit. Nein, das stimmt so noch nicht für Deutschland, auch wenn hierzulande die Bekanntheit von DSDS und Dschungelcamp genutzt wird, um Produkte oder sich selbst ökonomisch zu platzieren und Influencer mit der Anzahl an Followern an Einfluss gewinnen.

    Während es in Deutschland noch merkwürdig wäre, Christian Lindner in einem Werbespot für die Insel Sylt zu sehen (ausgeschlossen ist das aber keineswegs), sind die USA da schon viel weiter. Dort werden Produkte für MAGA Anhänger direkt gestaltet, nicht erst seit Trump. Das sind nicht nur Kappen und teure Uhren, für die der Präsident seinen wertvollen Namen bereitstellt, sondern sogar Finanz-Anlagen mit der Garantie, nicht in „woke“ Unternehmungen zu investieren. Politisch aktive Personen sind gleichzeitig Unternehmerinnen in eigener Sache.

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  • Helfer-Glück

    Helfer-Glück

    Ich habe einen Artikel im Netz bei theatlantic.com zum Thema Glück gelesen, der mir gut in die Zeit zu passen scheint. Es geht um Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Menschen, die anderen Gefallen tun, selbst glücklicher sind.

    Also ran, haltet Türen auf, lasst anderen an der Supermarktkasse den Vortritt, und seid aufmerksam für jede Situation in der ihr helfen könnt. Kein Zufall, das alle Religionen Hilfsbereitschaft zu einer Tugend erklären. Nicht nur, weil damit das soziale Leben positiv beeinflusst wird, sondern auch, weil es das Lebensgefühl der Helfenden verändert.

  • Wahlprogramm Vergleich Grüne und CDU

    Wahlprogramm Vergleich Grüne und CDU

    Ideen zum Steuerrecht (Grüne Details)

    • Das Dienstwagenprivileg reformieren
    • Ausnahmen bei der Erbschaftssteuer bei außergewöhnlich hohem Erbe angehen
    • Unterstützung einer globalen Milliardärssteuer
    • Anpassung bei der Immobilienbesteuerung und den Kapitaleinkünften
    • Arbeitnehmerpauschbeträgeder Einkommenssteuer auf 1500€ erhöhen 
    • Steuergutschriften für niedrigen Einkommen, um Arbeitsanreize zu schaffen 
    • Solidaritätszuschlag in Einkommensteuertarif integrieren
    • Kindergeld und Kinderfreibetrag koppeln

    Dienstwagenprivileg

    Die Besteuerung von Fahrzeugen, die der Arbeitgeber zur Verfügung stellt, sind sowohl für die Firma als auch die Nutzende von Vorteil. Dies führt dazu, dass in Deutschland Dienstwagen sehr attraktiv sind. Dies führt dazu, dass insbesondere teure Autos überproportional häufig gewerblich zugelassen sind1.

    Das verschiebt aus der Sicht der Grünen die Mobilitätsförderung in Richtung von teuren und großen Fahrzeugen. Wenn man sich die Statistik anschaut, ist der Einwand nicht von der Hand zu weisen. Fast zwei Drittel aller Neuzulassungen ist gewerblich und den größten Anteil (>84%) haben gewerblich zugelassene Oberklasse-Fahrzeuge.

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  • The Well

    The Well

    Neulich habe ich einen interessanten Podcast zur Kultur im Silicon Valley gehört, und dabei wurde über eine interessanten Vorläufer der sozialen Netzwerke berichtet, The Well.

    Ich finde das insbesondere deswegen interessant, weil in diesem Konzept viele Dinge umgesetzt worden sind, die ich bei der Gestaltung von sozialen Netzwerken wichtig finde. Siehe dazu auch meinen Blog zum Thema Meinungsfreiheit.

    Abo-Gebühr

    Das Netzwerk trägt sich aus Gebühren und Spenden und kommt ohne Werbung aus. Das Geschäftsmodell ist nicht auf Profit ausgelegt.

    Urheber-Recht

    Die Rechte an Wort und Bild bleiben bei den Teilnehmern (You Own Your Own Words – YOYOW), ebenso die Verantwortung für Rechtmäßigkeit und Wirkung.

    Klarnamen

    Man darf sich nicht anonym anmelden, sondern muss seinen eigenen Namen führen.

    Moderation

    Die Gruppen werden streng moderiert und es wird auf einen respektvollen Umgang geachtet.

    Ich überlege ernsthaft, das einfach mal auszuprobieren. Ein interessanter Ansatz als Gegenprogramm. Er passt auch gut zu dem, wie ich meinen Blog hier verstehe.

  • Die Öffentlichkeit und ihre Probleme

    Die Öffentlichkeit und ihre Probleme

    Ich habe vor einiger Zeit ein gutes Buch zum Thema Öffentlichkeit und Medien gelesen. Weil ich das so interessant fand, habe ich eine Präsentation dazu erarbeitet.

    Zum Buch beim Verlag

    Titelbild vom Vortrag Öffentlichkeit und ihre Probleme

    Zum Anschauen des Vortrages einfach auf das Bild klicken, viel Spaß!

  • Warum sind Kompromisse eigentlich faul?

    Warum sind Kompromisse eigentlich faul?

    Kompromisse haben einen schlechten Ruf, man möchte eher ohne sie auskommen und alle vom eigenen Vorschlag überzeugen. Wer Kompromisse eingeht, gibt seinen Standpunkt auf und beugt sich den Argumenten des Gegenüber. Die Demokratie und die im Abstimmungsprozess geführten Debatten werden als Entscheidungsmaschine verstanden, in der die stärkere Fraktion/Koalition letztendlich bestimmt. Spätestens seit den Zeiten der Ampel kann Demokratie nicht mehr so gesehen werden, denn hier waren drei sehr unterschiedliche Parteien gezwungen, gemeinsame Vorschläge abzugeben. Die politische Realität nach den Wahlen sieht so aus, dass wir für sehr wichtige – manche meinen überlebenswichtige – Entscheidungen auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit angewiesen sein werden. Da braucht es Kompromisse.

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  • Panik…? Nein, Normalität! Oder doch Panik?

    Panik…? Nein, Normalität! Oder doch Panik?

    In der Zeit gab es letzte Woche einen tollen Artikel über ein psychologisches Phänomen, den sogenannten „normalcy bias“. Es gibt ja eine Menge solcher Modelle, die das manchmal irrationale Verhalten von Menschen zu erklären versuchen. Dieses Modell passt sehr gut in die jetzige Zeit, in der sich alles mit rasender Geschwindigkeit verändert, Grundannahmen über Bord geworfen werden müssen und man sich manchmal fragt, ob das alles noch normal ist.

    Der normalcy bias beschreibt das Verhalten von Menschen in Ausnahmesituationen, die trotz offensichtlicher Bedrohungen versuchen, die Normalität aufrechtzuerhalten. Leider gibt es keine gute deutsche Zusammenfassung und Übersetzung, man kann es mit Normalitätsverzerrung übersetzen.

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  • Wahlprogramm Vergleich Grüne und CDU

    Wahlprogramm Vergleich Grüne und CDU

    Persönlicher Vergleich der Wahlprogramme von Grünen und CDU/CSU

    Ich werde in loser Abfolge die Wahlprogramme der beiden Parteien vergleichen und meine Gedanken dazu aufschreiben. Zum Mitdenken und Lesen und auch, um Regierungs- und Oppositionsarbeit an den Programmen verfolgen zu können.

    Programm zur Bundestagswahl der Grünen 2025

    Programm zur Bundestagswahl der CDU/CSU 2025

    Grundsatzorientierung

    GrüneCDU
    Damit wir unseren Wohlstand erneuern und nicht nur verwalten, braucht es ein Land, das einfach funktioniert – einen Staat, der es den Menschen und Unternehmen leichter macht, ihre Ideen umzusetzen, und nicht schwerer. Unser Wohlstand ermöglicht und basiert auf Gerechtigkeit, Klimaneutralität, Lebensqualität und Vorsorge. Deutschland braucht wieder eine Politik für die hart arbeitende Bevölkerung – eine Agenda für die Fleißigen. Es kommt jetzt auf breite Entlastungen an. Leistung muss sich wieder lohnen.  Sofortprogramm, um zu beweisen, dass richtige Politik einen Unterschied machen kann.

    Der Unterschied ist schon frappierend, Die Grünen grenzen in ihrem Statement keinen aus, das Ziel ist ein für alle Bürger funktionierender Staat. Dieser Staat soll es allen ermöglichen, seine Ideen zu verwirklichen. Das Programm der CDU wendet sich an eine Gruppe, die „hart arbeitende Bevölkerung“. Keine Rentner, keine Arbeitslosen und Arbeitsunfähige, keine Kinder.

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  • Kleine Anfrage der CDU/CSU

    Kleine Anfrage der CDU/CSU

    Kleine Anfrage der CDU/CSU

    Was passiert da gerade? Sehr viele Fragen werden hier an die Bundesregierung gestellt. Ich habe noch nicht alle gelesen und recherchiert. Entweder lag die Vorlage schon in einer Schublade, um am „D-Day“ herausgeholt zu werden, oder die Fragen wurden automatisiert erstellt, vielleicht mit einer KI?

    Wie man auf die Idee kommen kann, einen derartigen Angriff auf die Zivilgesellschaft zu fahren, wenn man gleichzeitig darauf hoffen muss, mit den demokratischen Parteien, die nicht in Teilen durch den Verfassungsschutz beobachtet werden, in Koalitionsverhandlungen eintreten zu können, bleibt mir ein Rätsel.

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  • Nach der Wahl

    Nach der Wahl

    Die Wahl ist entschieden und die Ergebnisse kommuniziert. Wie geht es jetzt weiter? Ich habe die Wahl im Fernsehen verfolgt und insbesondere die Elefantenrunde angeschaut. Ich bedauere den Rückzug von Robert Habeck aus der Politik weil damit eine Stimme für einen echten Politikwechsel verloren geht. Er war nach meinem Eindruck in der Runde der Einzige, der ein wesentliches Element betont hat, was momentan im politischen Dialog und auch in Teilen der Gesellschaft fehlt, der Sinn für eine überparteiliche Verantwortung. Man hat den Grünen einen „Kuschelwahlkampf“ vorgeworfen – kann man so formulieren. Man kann die Betonung der Solidarität aber auch als Angebot an die Gesellschaft sehen, die unbequeme Erkenntnis, dass wir die Krisen der Zeit nicht ohne Veränderungen und Umverteilungen bewältigen werden, gemeinsam als Ausgangspunkt für eine gute politische Gestaltung zu nutzen.

    Wieviel Solidarität, Einsicht und Verstand werden wir als Demokratie brauchen, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern? Mit Robert Habeck geht eine Stimme, die diese Frage im politischen Geschäft wach gehalten hat und der man das echte Bemühen um Lösungen zugetraut hat.

  • Meinungsfreiheit

    Meinungsfreiheit

    Nach der Rede von J.D. Vance auf der Sicherheitskonferenz, in der er. behauptete, dass die Meinungsfreiheit in Europa und insbesondere in Deutschland gefährdet sei, tauchen zu dem Thema viele Kommentare auf, mit sehr unterschiedlichen Haltungen. Von kompletter Ablehnung bis zu moderater oder auch vollständiger Zustimmung reichen die Beiträge zur Debatte.

    Vor einiger Zeit habe ich dazu einen Podcast gehört, der sich detaillierter mit diesem Thema beschäftigte. Wie sehe ich die Sache?

    1. Man muß das Thema differenziert betrachten, um eine sinnvolle Position zu finden.
    2. Es gibt verschiedene Ebenen der rechtlichen und sozialen Kontrolle von Meinungsäußerungen.
    3. Eine „traditionelle“ Sichtweise auf das Thema genügt angesichts der veränderten Möglichkeiten zur Meinungsäußerung und
      -verstärkung nicht mehr.
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